Carl-Joseph-Leiprecht Haus in Stuttgart-Degerloch
Bauherr: Bischöfliches Ordinariat Rottenburg
Leistungsbild: LPH 1-9
Fertigstellung: 2019
Erläuterung:
Winkelförmig aneinandergefügt und durch eine gläserne Fuge getrennt verbergen die beiden Gebäudeflügel ihre unterschiedliche Entstehungszeit nicht.
Mit seinen hochwertigen Aluminiumfenstern gab das Bestandsgebäude aus den 1970er Jahren das Material vor, das für beide Gebäudeteile das
Erscheinungsbild prägt. Großflächige, geschosshohe Rahmen betonen die Fenster und bilden die Bürostruktur im Inneren ab.
Der Ostflügel aus den 1950er Jahren wurde durch einen Neubau ersetzt, dessen Klinker-Gerüst sich in Charakter und Farbigkeit an die Sandsteinfassade des Hauses 32 anlehnt.
Der Putz des Altbaus, durch eine mineralische Dämmung energetisch ertüchtigt, wurde dunkel eingefärbt und ergänzt das Ensemble, ohne die unterschiedlichen Charaktere der Gebäude zu verwischen.
Die gläserne Fuge - trotz Nutzung vollständig transparent – bildet von Norden und von Süden auf 2 verschiedenen Ebenen einen Zugang.
Beim Betreten der Eingangshalle fällt der Blick ins Grüne hinter dem Haus. Glasgeländer, großzügige Verglasung der Besprechungsräume
und beider Fassaden entmaterialisieren diesen Gebäudeteil weitgehend. Es erscheint hier filigran und im Wortsinn durchschaubar.
Der Neubau dockt relativ nüchtern an diese Halle mit einer 3-geschossigen Wand an. Der Altbau aber öffnet sich zunächst mit einer
wuchtigen skulpturalen Treppe, die auf engstem Raum neben dem bestehenden Aufzug den Aufstieg bis ins Dachgeschoss zu einem räumlichen Erlebnis macht.
Hier sind alle Böden – auch die Treppenstufen - mit dem bruchrauhem Kalkstein aus den Solnhofener Steinbrüchen belegt. Sein heller
Ockerton färbt den spannenden Raum des ansonsten weißen Treppenhauses warm.
Der Leseraum der Bibliothek lädt im Eingangsbereich zur Kontemplation und Begegnung ein. Die grüne Glasskulptur in der Bibliothek
deutet bereits auf die Kapelle im 1. Obergeschoss.
Mit einem schräg gestellten Portal aus Eiche dringt die Kapelle dort in das Treppenhaus ein.
Die Verlege-Richtung des Natursteinbodens schwenkt hier auf die Verdrehung des Altares nach Osten ein.
Das Element der hölzernen Tür kehrt im Inneren dann als Wandverkleidung und Sakristeischrank wieder.
Nach dem Betreten der Büroflügel empfängt den Besucher die Mittelzone, in der Teeküche, Kopierstation,
Aktenschränke und verschieden Besprechungs- und Begegnungszonen die Mitarbeiter zu Begegnung und Austausch einladen.
Die Holztüren geben hier der ansonsten zurückhaltenden Farbgebung einen warmen Charakter. Die teilweise verglasten
Bürowände lassen Licht in die Mittelzone und unterstützen den kommunikativen Charakter des Hauses.
Fotograf: Roland Halbe