Jörg-Syrlin-Grundschule sowie Astrid-Lindgren-Schule
Umbau und Erweiterung der Jörg-Syrlin-Grundschule sowie der Astrid-Lindgren-Schule mit Kindergarten in Ulm
2019
1. Preis
Arbeitsgemeinschaft Michel + Wolf Architekten mit
Gerken Architekten+Ingenieure
Städtebau und Fügung
Der Erweiterungsbau der Jörg-Syrlin-Schule führt den bestehenden Baukörper nach Westen fort und schließt diesen L-förmig zum östlichen
Straßenraum bzw. Märchenweg ab. Die bisher unklare Freiraum- bzw. Erschließungssituation des Schulgebäudes wird dadurch bereinigt und
eine klare Zugangssituation für das gesamte Schulgebäude geschaffen. Der bisher als Parkplatz genutzte südliche Freiraum wird durch die
baukörperliche Fassung zum Innenhof, wodurch der nördliche Freiraum seiner Funktion als Schul- und Erschließungshof mit eindeutiger
Adressbildung zum öffentlichen Raum gerecht werden kann.
Innere Organisation/Erschließung
Die neue Mensa- und Betreuungsnutzung wird an die vorhandene Aula mit Freitreppe angeschlossen, wodurch diese einen angemessenen
Stellenwert und eine neue „Gelenkfunktion“ innerhalb des gesamten Schulgebäudes erhält. Durch den gegenüber der Freitreppe angeordneten
Aufzug wird das 1.Obergeschoss des Schulgebäudes sowohl für den Erweiterungsbau als auch für die dort bestehenden Nutzungen barrierefrei
erschlossen. Die Sockelzone des Erweiterungsbaus schafft durch „Ausnehmungen“ zwei eindeutige Erschließungszonen sowohl im Außen- als
auch im Innenraum. So entsteht zum einen der zum nördlichen Schulhof orientierte neue Hauptzugang für die Jörg-Syrlin- und Astrid-Lindgren-Schule
zum anderen der nach Westen orientierte Erschließungsbereich für die Küche und die zugehörigen Personal- und Umkleideräume.
Die bestehende Erschließung des Kindergartens bleibt über den Schul- und Erschließungshof erhalten, der Zugang zum Freibzw. Außenspielbereich
wird über eine neue Erschließungstreppe in das Gestaltungskonzept des Schulhofs einbezogen. Der nördliche Grünraum „schwappt“ hierbei über
das geneigte Gelände bzw. die Erschließungstreppe auf den befestigten Schulhof und findet seinen Abschluss im solitären Schulhofbaum mit
der Sitzbank - wodurch eine selbstverständliche und im Alltag gut nutzbare Verbindung der beiden Freibereiche bzw. Geländeniveaus erreicht wird.
Innere Organisation/Funktion
Die Gruppenräume der Mittagsbetreuung organisieren sich im 1.Obergeschoss um den Innenhof, welcher zum einen für die Belichtung und
Belüftung der Flur- und Aufenthaltszonen sorgt, zum anderen aber als Freiraum hoher Qualität für die Kinder während der Betreuungszeiten
zur Verfügung steht. Hier können bei entsprechender Witterung Hausaufgaben erledigt, ein Buch zur Entspannung gelesen, oder aber schlicht
frei gespielt werden.
Die Mensa mit den beiden Speisesälen wird im Erdgeschoss unter dem Innenhof angeordnet und zum nördlichen und östlichen Schul- bzw.
Pausenhof hin orientiert. Die bestehende als Kopier- und Lehrmittelbereich genutzte östliche Nebenraumzone wird hierzu entfernt und
die Nutzung im Bestand im 2.Obergeschoss des zukünftigen Rektorat- und Verwaltungsbereichs untergebracht. Beide Außenräume erhalten
durch die Mensa einen neuen Stellenwert. Der östliche Pausen- und Mensahof kann durch großzügig öffenbare Verglasungselemente und die
Außenterrasse bei geeigneten Wetterbedingungen durch die Mensa bespielt und genutzt werden.
Der Küchenbereich wird zum westlichen Märchenweg orientiert, wodurch eine vom Schulhof unabhängige Erschließung und Versorgung dieses
Bereich gewährleistet ist. Die Ausgabe des Küchenbereichs erstreckt sich über beide Säle, so dass eine unabhängige Versorgung beider
Säle auch bei aktivierter mobiler Trennwand gewährleistet ist.
Material/Fassade
Der Erweiterungsbau ist als Holzbau auf einem massiven Sockelgeschoss konzipiert. Dementsprechend wird für die Fassade eine silbergraue
Holzfassade aus fein gesägten Brettern unterschiedlicher Breite im Obergeschoss und für den Sockel bzw. das Erdgeschoss eine Fassade aus
sandgestrahlten weißen Sichtbetonfertigteilen vorgeschlagen. Die silbergraue Holzfassade soll mit der fünften Dachfassade aus gefalzten
Aluminiumblechen sowohl hinsichtlich deren Struktur und Farbgebung eine homogene Einheit bilden und darüber hinaus einen Bezug bzw.
Vernähung mit dem Bestand schaffen.
Zwei Fensterbänder aus weiß beschichtetem Aluminium möblieren die Holzfassade auf der Nord- und Westfassade, hierbei sorgen im Wechsel
angeordnete Fenster und für die dezentrale Raumlüftung perforierte Aluminiumbleche für eine körperliche und lebendige Wirkung der beiden
Fensterbänder. Die beiden „Ausnehmungen“ in der massiven Sockelzone erhalten Auskleidungen aus weiß beschichteten Aluminiumblechen,
welche im Bereich des Küchen- bzw. Personalfoyers auf der Westseite aus Sichtschutzgründen ebenfalls perforiert sind. Sockel- und
Obergeschoss sind somit sowohl über die Farbgebung als auch über das Material fein miteinander „vernäht“.
Material/Innenraum
Im Innenraum des Obergeschosses bzw. der Betreuungsräume dominieren die warmen und einem „Nestcharakter“ gleich kommenden Holzoberflächen
der Brettsperrholzwand- und Dachflächen. Wand- und akustisch perforierte Dachflächen sind in lasierter Holzoberfläche aus Brettsperrholz
konzipiert, während der Bodenbelag der Aufenthalts- und Erschließungszonen hierzu kontrastierend als geschliffener Beton- bzw. Estrichbelag
vorgesehen ist, lediglich der Belag des Innenhofs ist als „hölzerner Teppich“ innerhalb dieser Steinoberfläche vorgesehen. Im Sockelgeschoss
dominieren dem massiven Charakter entsprechend Oberflächen in Sichtbeton und Holz. So ist für die Flur- und Foyerflächen ein imprägnierter
Zementsichtestrich vorgesehen, während für die beiden Speisesäle im Kontrast hierzu ein Holzparkett gedacht ist.