Anna-Essinger-Schule
Erweiterung der Anna-Essinger-Schule in Ulm
2018
1. Preis
Arbeitsgemeinschaft Michel + Wolf Architekten mit
Gerken Architekten+Ingenieure
Städtebau und Fügung
Der Erweiterungsbau der Anna-Essinger Schule fügt sich als punktförmiger Baukörper in die vorhandene Situation und
nimmt dadurch Bezug zur städtebaulichen Struktur bzw. Körnung der zwei bestehenden punktförmigen Baukörper
(Mensa- und Schulneubau). Das bestehende Schulgebäude erhält hierdurch eine räumliche Fassung und
Einspannung. Gleichzeitig erfahren der bestehende Außenraum bzw. die Sport- und Freiflächen eine sinnvolle
Neuordnung. Die im Bestand vorhandenen nebeneinander aufgereihten Freiflächen werden um den Neubau
organisiert und erhalten dadurch einen neuen Stellenwert. Es entstehen eigenständige Sport- und Schulhofbereiche mit
unterschiedlichen Qualitäten. Auf der östlichen Seite befinden sich die beiden Höfe "Theater" und "Klettern" während
der Schulhof "Garten" an der westlichen Grundstücksseite in den anschließenden Grünraum vermittelt. Die beiden
Sportflächen "Basketball" und "Fußball" werden schubladenartig in die westliche Hangsituation eingebettet und als
freiräumliche Unterrichtsflächen in räumlichen Bezug zum Schulgebäude gesetzt.
Innere Organisation/Erschließung
Der vorhandene Höhenunterschied des Schulgeländes wird durch den Erweiterungsbau vermittelt. Hierbei entstehen
zwei gleichwertige Zugangssituationen bzw. Foyers auf den jeweiligen Geländeniveaus. Das Foyer "unterer Schulhof"
orientiert sich zu den Sportflächen und schafft eine überdachte Anbindung an das Erdgeschoss des
Bestandsgebäudes, während das Foyer "oberer Schulhof" eine Anbindung an das Obergeschoss bzw. das
Geländeniveau zur neuen Straßenbahnhaltestelle "Egginer Weg" leistet. Die vertikale Vermittlung der Ebenen erfolgt
intern über eine attraktive Treppe entlang des Innenhofes. Zusätzlich steht ein Aufzug zur barrierefreien Erschließung
zur Verfügung. Eine vollständig witterungsunabhängige Anbindung an das Bestandsgebäude erfolgt über eine
eingehauste Stegverbindung. Beide Zugangssituationen werden aus dem Außenraum vollständig barrierefrei
entsprechend DIN 18040-1 erschlossen. Für das obere Niveau wird dies durch Auffüllung des "Schulhofs Theater" und
eine Rampe entlang des Fahrradabstellbereichs erreicht. Die bestehenden erhöhten Baumeinfassungen entlang des
"Theaterhofes" können dadurch entfallen.
Innere Organisation/Funktion
Alle Funktionen organisieren sich um den Innenhof, welcher sich über sämtliche Geschosse des Erweiterungsbaus
erstreckt und für eine Versorgung der Flur- und Lernzonen mit Tageslicht und Luft sorgt. Der Musikbereich befindet sich
im Erdgeschoss und orientiert sich zum einen zu den nördlichen Sportflächen, zum anderen zum Innenhof des
Gebäudes. Durch großzügig öffenbare Verglasungen ist eine "Bespielung" bzw. Nutzung des Innenhofes aus diesem
Bereich z. B. für Schulveranstaltungen, Musikaufführungen denkbar. Die Klassenräume befinden sich im 1.- und 2.
Obergeschoss und sind ebenfalls um den Innenhof angeordnet. Der Flur entlang des Hofes wird durch wiederkehrende
Rücksprünge im Bereich der Gruppenräume zoniert und somit zur individuellen Lernzone erweitert. Die dienende
Infrastruktur des Gebäudes wie Lehrer- und Elternsprechzimmer etc. werden in sinnvoller Lage zum Bestand im 1.
Obergeschoss des Erweiterungsbaus untergebracht. Dadurch sind kurze Wege zu den bestehenden Lehrerzimmern
über die Stegverbindung sichergestellt.
Material/Fassade
Für den Erweiterungsbau ist eine robuste wartungsarme Fassade aus eingefärbten Betonfertigteilen vorgesehen. Der
Beton wird im Fensterbereich durch erweiterte Metallfaschen "möbliert". Fensterbänder und Faschen werden bei
aktiviertem Sonnenschutz zu einer Einheit hinsichtlich Farbe und Material - rhythmisiert durch die für die natürliche
Lüftung vorgesehenen Fensterflügel. Die Zugangsbereiche erhalten ebenfalls eine "Auskleidung" mit Metallblech.
Insgesamt entsteht so eine eigenständige und identitätsstiftende Fassade für den Erweiterungsbau, welche dennoch
einen feinen Bezug zur Bestandsfassade erkennen lässt.
Material/Innenraum
Im Innenraum dominieren ebenfalls robuste kontrastierende Materialien aus Holz, Beton und Metall.
Wand- und Deckenflächen in Sichtbeton werden durch Holz und Metalloberflächen möbliert. Die Wandflächen der
Flurnischen erhalten Bekleidungen aus durchgefärbten MDF- bzw. Holzwerkstoffplatten, die Deckenuntersichten
werden durch die integrierten Absorberflächen möbliert. Für die Flurflächen des Gebäudes ist ein geschliffener
imprägnierter Sichtestrich vorgesehen, während in den Klassenzimmern hierzu im Kontrast ein Holzparkett gedacht ist.